Die Social Media Plattform TikTok erfährt aktuell einen extremen Hype, sie verzeichnet inzwischen über 1 Milliarde App-Downloads. Rund 39 Minuten verbringen die Nutzer täglich auf der Plattform. Wenig überraschend, dass auch immer mehr Marketer mit der App in Berührung kommen.
TikTok ist eine chinesische Social Media Plattform der Firma Bytedance. Ihre Ursprünge liegen in der Social Media App musical.ly, die 2014 gelaunched wurde. 2017 kaufte Bytedance Musical.ly und hatte bereits Douyin, den Vorläufer von TikTok, in China eingeführt. Nach der Übernahme von Musical.ly fusionierten die beiden Plattformen und starteten TikTok. In China trägt die App noch ihren ursprünglichen Namen.
TikTok-Nutzer haben die Möglichkeit, Videos zu konsumieren und selbst erstellte Kurzvideos hochzuladen. Speziell das Challenge-Format sowie Lip Sync-Videos haben sich im Netzwerk als soziale Phänomene herausgebildet. TikTok lässt sich als eine Art Mischung zwischen SnapChat, Vine und Instagram bezeichnen – angereichert mit einer Karaoke-Funktion und einem ausgereiften Video-Editor.
User laden auf TikTok 15- bis 60-sekündige Videos hoch. Deren Inhalt liegt meist irgendwo zwischen unterhaltsam, peinlich und lustig. Ähnlich wie bei Snapchat oder Instagram können diese mit visuellen Effekten oder AR-Filtern erweitert werden. Zusätzlich steht eine große Musik- und Ton-Bibliothek für die Vertonung – oder eben für Karaoke-Effekte – zur Verfügung. Neben Songs gibt es zudem unzählige Dialoge aus Film und Fernsehen. Die hochgeladenen Videos werden im Hochformat (9:16) im Loop abgespielt. Sie können entweder geschlossen mit befreundeten Profilen oder öffentlich geteilt werden.
Der größte Reiz bei TikTok liegt vor allem darin, dass die Plattform noch relativ neu ist. Es gibt also keine Regeln, Nutzer können TikTok als Spielwiese nutzen und sich kreativ austoben. Entsprechend fördert die Plattform die Kreativität der Nutzer, die durch umfangreiche Tools und Features ihre Ideen ausprobieren und umsetzen können. Zudem kann über TikTok sehr schnell eine große Reichweite aufgebaut werden – sodass auch Neulinge schnell eine große Community aufbauen können.
Das chinesische Unternehmen gibt nicht viele Informationen und Zahlen preis, aber in einem Pitchdeck legte Bytedance ein paar User-Daten offen: TikTok zählt mittlerweile mehr als 800 Millionen monatlich aktive Nutzer und ist in über 150 Ländern und Regionen in 75 Sprachen in Asien, Amerika und Europa verfügbar. In Deutschland nutzen mittlerweile ca. 5,5 Millionen Nutzer TikTok.
Aufgrund von Nutzerzahlen von Douyin aus 2018 kann man davon ausgehen, dass die Nutzer wesentlich weiblicher und jünger als 24 Jahre – bzw. zwei Drittel der Nutzer jünger als 30 Jahre – sein dürften.
TikTok kann sowohl aktiv als auch passiv genutzt werden. Aktive Nutzer laden eigene Videos auf der Plattform hoch, bei einer passiven Nutzung werden lediglich Videos von anderen Usern angeschaut, ohne selbst Content zu produzieren. Für die passive Nutzung benötigt man keinen eigenen Account – das senkt die Hemmschwelle, die App zu nutzen.
TikTok bietet unterschiedliche Funktionen. Zentraler Bestandteil ist das Anschauen und Erstellen von Videos im Hochformat. Diese können direkt hochgeladen oder innerhalb der App mit dem sehr umfangreichen Video Editor erstellt und bearbeitet werden. Der Editor erlaubt Start- und Stopp-Aufnahmen, Timer, diverse Überblendungs- und AR-Effekte. Zusätzlich stehen Sticker, Emojis, GIFs und andere interaktive Elemente zur Verfügung. Auch Fotos können eingefügt werden – diese werden allerdings in einer Slideshow dargestellt und können ebenfalls mit Filtern bearbeitet werden.
Auf TikTok steht eine umfangreiche Musikbibliothek sowie eine Integration mit Apple Music zur Verfügung. Songs und Sounds können zu Videos hinzugefügt, neu gemixt oder gespeichert werden.
In den Nutzerprofilen werden neben Follower-Zahlen und die Anzahl der Accounts, denen ein Nutzer folgt, auch angezeigt, wie viele Herzen die Inhalte des Benutzers erhalten haben. Analog zu anderen sozialen Netzwerken können offizielle Accounts mit dem blauen Haken als verifizierte Konten gekennzeichnet werden. Beliebte Creators werden mit einem orangefarbenen Häkchen gekennzeichnet. Nutzer können anderen Konten folgen, Videos können mit Herzen ausgezeichnet, kommentiert oder favorisiert werden.
Ausgewählte Creators haben zudem die Möglichkeit, auf TikTok Live-Streams anzubieten. Sobald diese einen solchen Stream beginnen, werden ihre Follower darüber informiert und haben sogar die Möglichkeit, die Creators durch Spenden zu unterstützen. TikTok bietet in der App außerdem die Möglichkeit an, Coins zu kaufen. Mit diesen Coins können Creators für ihre Arbeit belohnt werden.
TikTok-Marketing ist auf dem aufsteigenden Ast. Vor allem Marken und Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für eine jugendliche Zielgruppe anbieten, könnten von TikTok grundsätzlich profitieren. Zu einer guten TikTok Marketing Strategie gehört vor allem der richtige Content. Da die Plattform relativ neu ist, existieren noch nicht viele Best Practices für Unternehmen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, Inhalte extra für TikTok zu produzieren. So lassen sich die besten Ergebnisse erzielen.
Bevor Unternehmen auf TikTok aktiv werden, steht allerdings – wie bei allen Kanälen – zu Beginn die Frage nach der Relevanz. Fällt die Entscheidung für TikTok aus, muss ein Konzept erstellt werden, was die Ziele und die Zielgruppen der eigenen Maßnahmen beschreibt. Wenn TikTok die richtige Plattform für die eigene Marketingstrategie ist, bietet die Plattform viele Arten, die eigene Zielgruppe zu erreichen.
Owned Media: Über TikTok können die eigenen Follower erreicht werden. Nutzer haben beim Start der App die Wahl zwischen einem “Für dich”-Feed und einem “Folge ich”-Feed. Im “Folge ich” Feed werden ausschließlich Inhalte der Accounts angezeigt, denen der User folgt – wobei diese Funktion bei TikTok eher im Hintergrund steht. TikTok ist eher eine content-orientierte Plattform: Der Content steht im Vordergrund, nicht die User.
Earned Media: Bereits mit dem ersten Video können Nutzer theoretisch Millionen von Menschen erreichen. TikTok belohnt kreative, unterhaltsame und interaktive Inhalte mit überproportional viel Reichweite. Der Fokus auf virale Reichweite ist deutlich erfolgsversprechender als auf anderen Plattformen.
Paid Media: Wer Zielgruppen gezielter und kontrollierbarer ansprechen möchte, kann auf TikTok Reichweite einkaufen. Zum einen gibt es unterschiedliche Placements, zum anderen kann man als Unternehmen auch auf Influencer Marketing setzen. Diverse Marken, wie beispielsweise Burger King oder Nike haben sich bereits in TikTok Influencer-Marketingkampagnen versucht. Um die Premiere des Films “Bohemian Rhapsody” zu promoten, wurde zum Beispiel die #wewillrockyou Challenge mit beliebten Creators gestartet, um Markeninhalte zu transportieren. Branded Hashtag Challenges sind damit ebenfalls ein beliebtes Instrument auf TikTok, genauso wie Branded Sticker, die mit mit den Filtern von Snapchat vergleichbar sind.
Wie bereits aufgezeigt, ist die Zielgruppe auf TikTok aktuell noch sehr jung. Das könnte sich allerdings in den nächsten Jahren ändern. So können aber besonders B2C Unternehmen mit einer jüngeren Zielgruppe von TikTok profitieren. Mit nativen Inhalten kann Reichweite aufgebaut und direkt monetarisiert werden.
Für B2B Unternehmen ist das etwas schwieriger, denn Entscheidungsträger sind auf der Plattform noch nicht präsent. Ein Use Case liegt allerdings im Bereich Employer Branding – so können potenzielle Bewerber über die Plattform erreicht werden.
TikTok ist eine relativ neue Social-Media-Plattform, was ein Vorteil für alle ist, die sich jetzt auf TikTok etablieren. Noch können User leicht von gutem Content begeistert werden – die Nutzer sind noch recht empfänglich für den Content und einfach zu begeistern. Je mehr Platzhirsche sich auf TikTok etablieren, desto schwieriger wird es. Vor allem für eine Jungkunden-Akquise ist die Plattform sehr gut geeignet, genauso für die Suche nach potenziellen jungen Mitarbeitern. Durch gezielte Werbeschaltung kann die Zielgruppe genau definiert werden. Dazu kommt, dass TikTok leicht zu bedienen ist und die Möglichkeiten der Content-Gestaltung eine gute Markeninszenierung sowie ein besseres Markenerlebnis bieten.
Durch das junge Alter ist die Zielgruppe aktuell noch recht einseitig. Die Generation Z ist gut zu erreichen, wenn es aber darum geht, Personen über 25 zu erreichen, wird es bereits schwierig. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Zielgruppe wie bei anderen sozialen Netzwerken älter wird. Zudem erfordert TikTok Schnelligkeit und Regelmäßigkeit, um Erfolg zu haben – der Fokus liegt auf “Real-Time-Marketing”. Dazu kommt die kurze Halbwertszeit des Contents: Die kurzen Videos sind eher eine Momentaufnahme.
TikTok bietet viel Potenzial und kann einen ordentlichen Boost in Sachen Traffic auf Social Media verschaffen. Da die Plattform jedoch noch sehr jung ist, gibt es noch kein allgemeines Erfolgsrezept. Es gilt zu experimentieren und zu testen. Das junge Zielpublikum macht es insbesondere für Unternehmen interessant, die die Genaration Z zur Zielgruppe haben. Personen, die vor dieser Generation geboren wurden, können über TikTok allerdings weniger erreicht werden. Jedoch ist davon auszugehen, dass mit der Zeit auch TikTok immer ältere Zielgruppen anziehen wird. Wer sich also insbesondere bei den 16- bis 24-Jährigen einen Namen machen will und strategisch regelmäßig Content produziert, wird sich auf TikTok wohlfühlen. Im besten Fall hat das einen positiven Einfluss auf die gesamte digitale Präsenz des Unternehmens. Aktuell haben Unternehmen noch die Chance, sich als Early Adopter abzuheben – wer früh dabei ist, kann einen großen Vorteil daraus gewinnen.
https://www.thomashutter.com/tiktok-alles-was-du-ueber-tiktok-marketing-wissen-musst/
https://allairt.com/insights/tiktok/tiktok-marketing-lohnt-sich-tiktok-fuer-dein-unternehmen/
https://www.mediabynature.de/lernen/tiktok-marketing/
https://www.construktiv.de/social-media/tiktok-grosse-reichweite-mit-unterhaltsamen-clips/
https://blog.hubspot.de/marketing/tiktok-marketing