Probleme kreativ lösen und innovative Produkte entwickeln: Dabei soll die Design Thinking Methode helfen. Design Thinking ist ein Kreativprozess zur Ideenfindung, der sich am Nutzer orientiert und auf Design-Methoden beruht. In diesem Beitrag schauen wir uns diesen Ansatz genauer an.
Design Thinking beschreibt eine Innovationsmethode, bei der vorwiegend interdisziplinäre Teams zusammenarbeiten. Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen jedes Einzelnen sollen es möglich machen, dass innovativ gedacht wird. Übergeordnetes Ziel des Prozesses ist es, kreative Ideen zu fördern. Entwickelt wurde Design Thinking von David Kelley, dem Gründer der Design-Agentur IDEO. Hasso Plattner, Mitgründer von SAP, hat die Entwicklung des Design Thinking massiv gefördert.
Beim Design Thinking werden Interaktionen, Prozesse und Objekte bewusst gestaltet und orientieren sich streng an den Bedürfnissen künftiger Nutzer. Im Gegensatz zu vielen anderen Herangehensweisen, die von der technischen Lösbarkeit der Aufgabe ausgehen, legt Design Thinking den Fokus darauf, Innovationen zu entwickeln, die sich am Nutzer orientieren und dessen Bedürfnisse befriedigen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, greift die Methode auf Vorgehensweisen aus dem Design-Bereich zurück, welcher explizit nutzerorientiert arbeitet. Dabei kommen unterschiedlichste Tools zur Entwicklung. Der Nutzer wird in den Entwicklungsprozess immer wieder mit einbezogen.
Wird Design Thinking zu Beginn von Produkt- und Projektentwicklung direkt eingesetzt, reduziert sich das Prozessrisiko dadurch, dass verschiedene Lösungsansätze frühzeitig validiert werden. Damit gelingt es, unter Abwägung von Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und Erwünschtheit eine aus Kundensicht überlegene Lösung zu entwickeln.
Design Thinking bietet viele Vorteile. Zunächst einmal können durch die Methode Veränderungen im Unternehmen anstoßen. Da sich die Teams interdisziplinär zusammensetzen, bringt jedes Mitglied seine eigene Expertise mit – und wird gleichermaßen als Experte vom Team gebraucht. Dadurch können die Mitarbeiter in ihrer Arbeit deutlich motiviert werden, denn sie erhalten im Team Bestätigung von den anderen, denen dieses Wissen oder diese Skills fehlen. Das kann zu einer Veränderung des Mindsets im Unternehmen führen: Die Beteiligten stellen fest, dass sich Aufgaben im Team besser lösen lassen und sind offener für neue Herausforderungen.
Durch die Nutzerzentriertheit des Design Thinking Ansatzes können deutliche Verbesserungen erzielt werden, denn der Nutzer wird bei allen wichtigen Entwicklungsschritten mit einbezogen. Das wirkt sich positiv auf die Nutzerzufriedenheit aus. Auch Kundenprojekte können dadurch zielführender umgesetzt werden, denn es verringert sich die Gefahr, dass Lösungen am Kunden vorbei entwickelt werden. Design Thinking funktioniert dabei nicht nur auf Produktebene, sondern auch in der Kunden- oder Unternehmensberatung.
Ein weiterer Vorteil der Design Thinking Methode ist, dass sie sich vielfältig mit anderen Arbeitsmethoden kombinieren lässt. Agile Projektmanagementmethoden wie Scrum oder Kanban sind zum Beispiel prädestiniert, um mit Design Thinking kombiniert zu werden, sie können im Entwicklungsprozess als eine Art „Überbau“ für Design Thinking Prozesse fungieren. Der interdisziplinäre Ansatz bietet zudem für die Markenentwicklung oder Konzeptentwicklung Vorteile: Der Blick auf das Ganze begrenzt sich nicht auf eine Expertenrichtung, zum Beispiel das Marketing, sondern bezieht alle wichtigen Bereiche des Unternehmens mit ein.
Bei der Design Thinking Methode sind drei Bereiche wichtig: Menschen in Form von multidisziplinären Teams, Prozess in Form eines sich wiederholendes Ablaufs mit offener Fehlerkultur und Ort in Form einer freien und flexiblen Arbeitsumgebung.
Multidisziplinäre Teams: Innovationen und Antworten auf komplexe Fragestellungen entwickeln sich am besten in einem heterogenen Team aus fünf bis sechs Personen. Das Fundament der Design Thinking Arbeitskultur bilden unterschiedliche fachliche Hintergründe sowie Neugier und Offenheit für andere Perspektiven.
Prozess: Der Design Thinking Prozess ist an den Prozess angelehnt, nach dem Designer intuitiv arbeiten. Er führt Teams durch verschiedene Phasen, auf welche wir im nächsten Abschnitt konkreter eingehen werden.
Raum: Um einen Kreativprozess entwickeln zu können, braucht ein Team flexible und freie räumliche Gegebenheiten. Dazu gehören zum Beispiel flexibel bewegbare Möbel sowie Platz für Whiteboards und Materialien zur prototypischen Gestaltung von Ideen, um diese für alle sichtbar machen zu können.
Der Design Thinking Prozess ist Kern der Design Thinking Methode, er teilt sich in drei übergeordnete Phase auf: Inspiration und User Research, Kreative Ideenentwicklung sowie das Erstellen und Testen von Prototypen.
An erster Stelle steht die Definition der Ausgangssituation und des Problems. Gut formulierte Fragen sind die Basis für die Ideenentwicklung, dementsprechend sollten zu Beginn offene Fragen gestellt werden. Im Rahmen des Prozesses ist es möglich, diese Fragestellungen aufgrund gewonnener Erkenntnisse anzupassen oder zu spezifizieren. Die Definition der Ausgangssituation stellt sicher, dass alle am Prozess Beteiligten ein gemeinsames Verständnis haben.
In der zweiten Phase werden die Kundenbedürfnisse identifiziert und analysiert. Neben der identifizierten Zielgruppe werden hier auch Projektbeteiligte, Zulieferer und technische Rahmenbedingungen abgebildet. Direkte Beobachtung echter oder potenzieller Kunden, Interviews und Markt- und Wettbewerbsanalysen sind hierzu geeignete Werkzeuge. Im persönlichen Gespräch können Kunden zum Beispiel zeigen, wie sie ihr Problem aktuell lösen, vor allem auf improvisierte Lösungen sollte dabei geachtet werden. Ziel dieser Phase ist es, zuzuhören. Es geht darum, zu verstehen, welche Annahmen aus der ersten Phase sich bestätigen und welche sich nicht aufrechterhalten lassen.
Danach werden die Ergebnisse zusammengefasst, gesammelte Eindrücke verdichtet und in belastbare Erkenntnisse überführt. Ziel ist es, die gesammelten Annahmen und Beobachtungen zu einem konzeptionellen Rahmen zusammenzuführen, der den Lösungsraum absteckt. Es geht darum, die gewonnen Eindrücke auf den Punkt zu bringen, das heißt alle bisher gesammelten Puzzleteile werden zu einem großen Ganzen zusammengefügt. In dieser Phase wird zudem eine Vorstellung über den ersten idealen Kunden entwickelt, also die Nutzer, die im besonderen Maße von dem Problem betroffen und entsprechend aufgeschlossen für eine neue Lösung sind. Diese Persona sollte im Rahmen der dritten Phase ausführlich beschrieben und bei der Entwicklung der Lösung nicht mehr aus dem Blick gelassen werden.
Nun geht es an die Ideenfindung, das Team generiert erste Ansätze. Auch an dieser Stelle ist die Einbindung relevanter Stakeholder sinnvoll. Zunächst werden möglichst viele Ideen zusammengetragen, dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Jede Idee hat ihren Raum, Ideen werden zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewertet. Wenn eine Basis an gesammelten Ideen vorliegt, werden diese geordnet, diskutiert und priorisiert. Oberste Priorität hierbei ist die Vereinbarkeit von Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und Erwünschtheit. Schließlich wird sich auf eine Idee festgelegt. Bei diesem Schritt gilt es, kritisch zu sein. Es ist in dieser Phase durchaus erwünscht, eigene Ideen auf den Ideen anderer Teammitglieder aufzubauen und diese weiterzuentwickeln. Auch in anderen Branchen und Industrien kann nach passenden Lösungen geschaut werden, ein Blick über den Tellerrand lohnt sich oft.
Nach der Ideenfindung werden in der nächsten Phase Prototypen der präferierten Idee erstellt, die die generierten Ideen erlebbar machen. Hier gibt es unterschiedliche Methoden und Materialien, vom Papier-Prototypen über ein Rollenspiel bis hin zu Lego. In die Entwicklung sollte nicht zu viel Zeit und Energie fließen. Das Ziel dahinter ist es, Ideen schnell und konkret zu kommunizieren und Kunden die Chance zu geben, sich in die Lösung hineinversetzen zu können – dementsprechend sind Prototypen zweckmäßig und niemals fertig. Die Prototypen lassen sich im Dialog ohne großen Entwicklungsaufwand validieren und verfeinern. Ideen und Ansätze mit geringem Nutzen können direkt ausgeschlossen werden. So können Entwicklungsbudgets besonders gezielt eingesetzt werden.
Im letzten Schritt stehen die Testings an. Idealerweise werden vorab Annahmen und Erwartungen formuliert, unter welchen Voraussetzungen der Prototyp als Erfolg gewertet werden kann. Der Prototyp wird nun unter Einbezug von Kunden und Stakeholdern weiter validiert. Ziel ist es, ehrliches Feedback der Kunden einzuholen. Der Kunde wird beobachtet, wie er mit der Lösung interagiert. Seine Fragen sind ein guter Indikator dafür, dass er sich mit der Lösung auseinandersetzt und geben gleichzeitig wertvolle Einblicke in neue Punkte. Es kristallisiert sich dabei heraus, welche Ideen sich für eine nachhaltige Problemlösung eignen und wie nahe die Ergebnisse einer Markttauglichkeit kommen.
Mit dem Testing schließt sich der Kreis der Design Thinking Methode, von diesem Punkt aus kann es in jede Richtung weitergehen. Eventuell wird nochmal neu gestartet, da wichtige Erkenntnisse erst am Ende gewonnen wurden oder der Prototyp wird variiert, um neues Feedback abzufragen. Sollte das Testing erfolgreich gewesen sind, geht es an die Umsetzung der Lösung.
Design Thinking ist zum einen eine Innovationsmethode, um Lösungen effizienter auf den Nutzer zuzuschneiden und zum anderen wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. Dabei erfolgt eine Veränderung im Mindset und alle Kenntnisse eines jeden Teammitglieds werden gefördert und geschätzt. So können sich Unternehmen durch Innovationen einen nachhaltigen Unternehmenserfolg sichern.
Design Thinking ist dabei vor allem hilfreich, wenn die Voraussetzungen stimmen und kann neue Impulse für die Ideenfindung und Problemlösung bieten. Dies kann jedoch nur funktionieren sein, wenn flexible und interdisziplinäre Teamarbeit garantiert wird. Wichtig ist auch, dass realistische Vorstellungen vom Ergebnis des Prozesses herrschen. Außerdem muss nicht nur der organisatorische Rahmen geschaffen werden, sondern es müssen auch benötigte Hilfsmittel, Materialien und Informationen jederzeit verfügbar sein.
https://iconstorm.com/design-thinking/
https://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/design-thinking
https://hpi-academy.de/design-thinking/was-ist-design-thinking.html
https://digitaleneuordnung.de/blog/design-thinking-methode/
https://www.haufe-akademie.de/blog/themen/general-management/4-gruende-fuer-design-thinking-im-unternehmen/
https://www.avantgarde-experts.de/de/magazin/design-thinking/