Arbeit und Urlaub müssen nicht unbedingt Gegensätze sein. In unserer Arbeitswelt setzen sich immer mehr flexible Arbeitsmodelle durch. Workation ist eins dieser Modelle. Eine Workation ist ähnlich wie Homeoffice, nur eben am Strand oder in den Bergen – statt im Arbeitszimmer. Das Modell erlaubt Arbeiten an den schönsten Orten der Welt. Dieser Trend setzt sich durch die guten Remote-Work-Erfahrungen während der Pandemie auch in Deutschland immer weiter durch. Es gibt sogar Firmen, die ein bestimmtes Budget dafür zur Verfügung stellen oder eine Workation im Team organisieren.
Der Begriff Workation setzt sich aus zwei englischen Wörtern „Work“ und „Vacation“ zusammen. Das heißt übersetzt eine Kombination aus Arbeit und Urlaub. Bei dieser Form der Arbeit können Arbeitnehmer:innen oder Selbstständige ihrer beruflichen Tätigkeit an einem beliebigen (Urlaubs-)Ort nachgehen. Das Endergebnis ist die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub.
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, der einerseits auf die zunehmende Digitalisierung von Arbeitsprozessen und andererseits auf die Pandemie zurückzuführen ist. Die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub wird zur neuen Realität. Dieser Realität müssen sich sowohl die Mitarbeiter:innen als auch die Unternehmen annehmen.
Gleichzeitig werden dadurch starke Impulse für die Entwicklung des Tourismus gesetzt, der arbeitende Reisende als neue Zielgruppe entdeckt. Workation-Anbieter stellen attraktive Arbeitsräume als Arbeitsplatz zur Verfügung und bemühen sich so, die Arbeit in Hotels zu einem einmaligen Erlebnis zu machen.
Die „Work from here”-Studie belegt den Trend: Laut der Studie möchte fast die Hälfte der Deutschen, die im Homeoffice arbeiten, gerne ab und zu von einem anderen Ort aus arbeiten. Über die Hälfte würde sogar lieber den Arbeitsplatz an den Urlaubsort verlegen, als zu Hause Urlaub zu machen.
Das Modell kommt nicht für alle Berufsgruppen infrage. Zu den Zielgruppen gehören Arbeitnehmer:innen, Selbstständige und Freiberufler, die ihre Aufgaben größtenteils ohne persönliche Anwesenheit im Büro oder bei Kund:innen erledigen können. Sie arbeiten (fast) ausschließlich digital und bedienen sich mobiler Endgeräte, die sich problemlos überallhin mitnehmen lassen. Zu den Zielgruppen zählen unter anderem Blogger:innen, Designer:innen, Programmierer:innen, Projektmanager:innen, Texter:innen oder auch Coaches, Übersetzer:innen und Buchhalter:innen.
Workation kann nur dann gut funktionieren, wenn gewisse Voraussetzungen auf beiden Seiten erfüllt sind. Unternehmen müssen Arbeitsbedingungen überprüfen und akzeptable Standards erarbeiten, um ein gutes Gelingen dieses Arbeitsmodells zu gewährleisten und spätere Missverständnisse vorzubeugen.
Abgesehen davon müssen Mitarbeiter:innen über gewisse Kompetenzen verfügen, um eine Workation auszuüben. Dazu gehören:
– Ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstdisziplin
– Ein gutes Zeitmanagement
– Außerordentliche Kommunikationsskills
– Mut und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem
– Widerstandsfähigkeit gegen Kritik und Neid anderer Menschen
– Ein starkes Selbstbewusstsein
Nicht jede:r Mitarbeiter:in mag die Vermischung von Arbeit und Vergnügen. Und für Mitarbeitende, für die eine feste Struktur besonders wichtig ist, muss es sich nicht um ein erstrebenswertes Arbeitsmodell handeln.
Das Arbeitsmodell bringt für beide Seiten viele Vorteile. Unternehmen profitieren zum Beispiel davon, dass sich aufgeschlossene und gut organisierte Mitarbeiter:innen über mehr Flexibilität freuen. Die Verbindung von Arbeit und Urlaub wirkt sich positiv auf die Mitarbeitermotivation aus und kann die Arbeitsproduktivität ankurbeln. Das Modell fördert zudem die Kreativität und auch die Bereitschaft, sich mit neuen Arbeitsformen auseinanderzusetzen. Als Instrument des Employer Brandings kann dadurch die Arbeitgebermarke langfristig gestärkt werden. Entsprechend hilft Workation auch dabei, junge Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden.
Auch auf die Erholung kann sich das Modell positiv auswirken: Zwar müssen Mitarbeiter:innen arbeiten. Jedoch sind sie in der Atmosphäre eines Urlaubsortes in der Regel weniger gestresst und können nach Feierabend besser abschalten. Laut der Work-From-Here-Studie wird jede:r dritte Arbeitnehmende durch Workation glücklicher, produktiver und entspannter. Dazu kommt: Reisen erweitert den persönlichen Horizont. Es macht Spaß und bereitet Freude. Durch neue Eindrücke und Reize entsteht Energie und Ideen kommen ans Licht.
Workation kann auch von ganzen Teams und nicht nur einzelnen Mitarbeiter:innen genutzt werden. Entsprechend können Teams die Möglichkeit nutzen, den Zusammenhalt in der Gruppe zu stärken, sich besser kennenzulernen und ein größeres Wir-Gefühl zu entwickeln. So entstehen zudem neue Impulse für gemeinsame Projekte. Bei einer erfolgreichen Workation liegt der Fokus nicht unbedingt auf Inhalten. Vielmehr geht es um gegenseitige Inspiration, den Einblick in alternative Arbeitsweisen und informelle Zusammenarbeit.
Wo es Vorteile gibt, gibt es meist auch Nachteile. So können Mitarbeiter:innen, die Arbeit und Urlaub nicht miteinander verbinden wollen, Druck verspüren, während ihres Urlaubs einsatzbereit sein zu müssen. Während für manche Mitarbeiter Workation also einen positiven Beitrag zur Work-Life-Balance leistet, kann sie für andere den ungewollten Eingriff in die Privatsphäre bedeuten.
Außerdem erfordert Workation einen großen Kommunikations- und Koordinationsaufwand, der zur Überlastung von Mitarbeiter:innen im Büro führen kann. Und während manche für eine oder zwei Wochen problemlos an einem anderen Ort arbeiten können, ist das für Personen mit Kindern wiederum kaum umsetzbar. Zudem mag nicht jede:r Mitarbeiter:in die Vermischung von Arbeit und Vergnügen. Nicht jede:r bringt die Offenheit mit, sich auf Neues einzulassen. Für Mitarbeitende, für die eine feste Struktur besonders wichtig ist, denen Flexibilität vergleichsweise etwas weniger wichtig ist, muss es sich also nicht um ein erstrebenswertes Arbeitsmodell handeln.
Wir wären nicht in Deutschland, wenn Workation nicht auch mit rechtlichen Aspekten verbunden wäre. Hier gibt es sowohl arbeitsrechtliche, steuerliche als auch sozialversicherungsbezogene Regelungen. Geht ein:e Arbeitnehmer:in einer beruflichen Tätigkeit während des Urlaubs im Ausland nach, greift das deutsche Arbeitsrecht. Dies gilt allerdings nur, wenn die Tätigkeit höchstens vier Wochen dauert. Bei längeren Workation-Aufenthalten im Ausland sind nationale Regelungen zu beachten. Je nach Land kann es erforderlich sein, ein Arbeitsvisum für eine Workation zu beantragen.
Nimmt ein:e Arbeitnehmer:in an einer Workation im Ausland teil, müssen steuerliche Pflichten erfüllt werden. Dauert die berufliche Tätigkeit während des Urlaubs im Ausland 183 Tage im Jahr oder kürzer, gilt das deutsche Lohnsteuerrecht. Im Fall von längeren Workation-Aufenthalten ist ein:e Mitarbeiter:in im Urlaubsland steuerpflichtig.
Eine Workation im Ausland kann außerdem Auswirkungen auf die Sozialversicherung haben. Dabei spielen unterschiedliche Aspekte eine Rolle, wie etwa das Land, in dem die Workation erfolgt sowie die Dauer des dortigen Aufenthalts. So müssen zum Beispiel Mitarbeiter:innen, die unregelmäßig an einer Workation in einem EU-Land teilnehmen, keine Maßnahmen in Bezug auf die Sozialversicherung ergreifen. Befindet sich eine Workation aber außerhalb eines EU-Landes, hängt die Sozialversicherung von den Abkommen zwischen den betreffenden Staaten ab.
Wer die Möglichkeit für eine Workation hat, sollte diese Chance nutzen. Sowohl Mitarbeiter:innen als auch Unternehmen können langfristig von diesem Trend profitieren. Unternehmen, die das Workation-Modell anbieten, haben zudem einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.
https://www.humanresourcesmanager.de/future-of-work/5-gruende-fuer-eine-workation/
https://www.papershift.com/lexikon/workation
https://karrierebibel.de/workation/
https://t2informatik.de/wissen-kompakt/workation/
https://www.businessinsider.de/gruenderszene/sponsored-post/job-union-workation/workation-job-union-6713924970/